Nomenklatur der Achstypen bei Märklinwagen in H0

Im Laufe der Entwicklungsgeschichte von Märklinmodellen in H0 wurden verschiedene Achstypen bei Wagen verwendet. Diese machen sich im Betrieb aufgrund ihrer großen Unterschiede beim Rollen bemerkbar und eine Unterscheidung ist notwendig. Ebenso für Sammler, die sehr oft für alte Modelle wesentlich mehr Geld bieten als für neuere Modelle, ist diese Unterscheidung wichtig. Lange gab es keine einheitliche Bezeichnung für die unterschiedlichen Achstypen, erst 1979 mit Erscheinen des ersten "Koll's Preiskatalog" wurde ein Vorschlag gemacht der inzwischen weit verbreitet ist: "Stummelachsen", "Nadellagerachsen" und "Spitzlagerachsen". Hinweise zum Umgang, Wartung und Pflege diese verschiedenen Achstypen finden sich unter Achstypen im Service-Bereich dieser Internetseiten.
Im Zuge einer Verallgemeinerung und zunehmender Vermischung zwischen den Anhängern verschiedener Hersteller und den Puristen gerieten die verwendeten Begriffe in die Kritik. Ein erster Ansatz zur Lösung boten die Normen Europäischer Modellbahnen NEM 313 (Wagenradsatz für Zapfenlager) und NEM 314 (Wagenradsatz für Spitzenlager). Da sich diese Normen in H0 auf die Geometrie der DC-Gleise beziehen und bekanntlich starke Abweichungen zu AC-Gleisen bestehen sind diese Normen für Modelle im AC-System nicht anwendbar. Die entsprechenden Normen "NEM 343" und "NEM 344" im Sinne einer Dokumentation fehlen, zumal im Märklinsystem zwischen "Stummel"- und "Nadel"achsen differenziert werden muß, was nach NEM 313 nicht möglich ist.
Eine mögliche Lösung für diesen Konflikt kann erreicht werden, indem konsequent von der Großtechnik bis zur Modellbahn mit den richtigen Begriffen umgegangen wird:

Man unterscheidet zwischen Radial- (auch als Traglager bezeichnet) und Axiallagern (auch Stützlager genannt). Bei rollenden Maschinen kommen nur Radiallager in Betracht. Diese wiederum werden in "Gleitlager" und "Wälzlager" unterteilt. Wälzlager werden nach der Form der Wälzkörper (z.B.: Kugellager DIN 5401, Kegellager, Zylinder- oder Nadellager DIN 5402 u.v.a.m.) unterteilt. Die meisten dieser Wälzlager sind genormt (z.B. Rillenkugellager DIN 625, Nadellager DIN 617). Allein schon die Existenz der Bezeichnung "Nadellager" verbietet im Sinne einer eindeutigen Ausdrucksweise eine Zweitverwendung. In den Lagern befindliche Umdrehungskörper (das sind die Achsenden) heißen "Zapfen". Jedoch ist es notwendig, diese Zapfen nach ihrem Aussehen auch bei Radialgleitlagern weiter zu differenzieren, weshalb der Begriff "Zapfenlager" ein nichtssagender Begriff ist:
kugeliger Zapfen (Kugelzapfenlager)
kegeliger Zapfen (Kegelzapfenlager) nach DIN 1448 und DIN 1449
zylindrische Zapfen (Zylinderzapfenlager) nach DIN 748

und nach Werksnormen von Märklin (leider für die Öffentlichkeit undokumentiert):
nadelförmiger Zapfen (Nadelzapfenlager) mit der inoffiziellen Achsbezeichnung "Nadellagerachsen"
stummelförmiger Zapfen (Stummelzapfenlager) mit der inoffiziellen Achsbezeichnung "Stummelachsen"
kegelförmiger Zapfen (Kegelspitzenzapfenlager) mit der inoffiziellen Achsbezeichnung "Spitzlagerachsen"

Die aufgelisteten inoffiziellen Bezeichnungen dürften wohl nach folgender Überlegung entstanden sein: da es im Märklinsystem keinen Modellbahnwagen mit Wälzlager gibt, können diese Bezeichnungen nochmals verwendet werden. Der Begriff "Zapfen" ist hier unspezifisch und kann daher weggelassen werden. Da man die Bezeichnung "Nadel" auch auf die gesamte Achsengestaltung und nicht nur auf das Achsende beziehen kann, wird hier der Begriff "Lager" im Gegensatz zu den anderen beiden nicht weggelassen. Im Sinne obengenannter Vereinheitlichung sollte jedoch eine Doppelbelegung von Ausdrücken vermieden werden. Im Rahmen einer Dokumentation könnten die Achstypen wie folgt ins NEM-Werk aufgenommen werden:

7185 Besucher seit dem 01.06.2008