Wirkungsgrade sind definiert als Quotient aus abgegebener Leistung (oder Energie) zu aufgenommener Leistung (Energie). Was sich so einfach
liest oder anhört, ist in manchen Fällen gar nicht so einfach zu bestimmen. In der Modellbahn wird bisweilen auf Wirkungsgrade
bezug genommen, ohne Hinweise zu geben, wie diese gemessen werden können. Oft fehlen auch reale Bezugswerte. Im Folgenden wird die
vereinfachte Vorgehensweise geschildert, mit der im Abschnitt Wirkungsgrade die dort
wiedergegebenen Werte bestimmt wurden. Hierbei ist zu beachten, daß der Leistungsfaktor cos (phi) bislang unberücksichtigt
bleibt. Dies wird zu gegebener Zeit nachgeholt!
Am einfachsten ist in unserem Fall die abgegebene (d.h. die vom Modell "geleistete") Leistung: sie ist das Produkt aus
Zuggewicht * Erdbeschleunigung * Geschwindigkeit. Die Erdbeschleunigung g ist 9,81 m/s^2, die Geschwindigkeit ist meßbar nach
v = Strecke / Zeit. Digitale Meß- oder Tachowagen sind hierbei nicht brauchbar, da die reale und nicht die auf
das Vorbild hochgerechnete Geschwindigkeit benötigt wird. Das Zuggewicht ist das Gewicht, das in Form der Gewichtskraft benötigt
wird, um die angehängt Wagenlast zu bewegen. Dies kann man mit einer Federwaage, einem digitalen Kraftmesser messen oder
aus den Wagendaten messen. Letzteres ist auch online unter http://www.sheyn.de/Modellbahn/FAQ/Zuggewicht.php
möglich. Hält man nun die Betriebsspannung konstant (z.B. bei 12V) und mißt die Geschwindigkeit des Modells mit
angehängten Wagen, so kann man die Nutzleistung des motorisierten für jeden einzelnen, zusätzlich angehängten Wagen
bestimmen. Sinnvollerweise wird gleichzeitig noch die Stromaufnahme gemessen.
Die aufgenommene Leistung ist gleich dem Produkt aus Stromstärke und Spannung (wenn o.g. Leistungsfaktor unberücksichtigt bleibt,
was man ohne großen Fehler bei niedrigen Frequenzen machen darf). Natürlich darf man nicht vergessen, die Stromaufnahme aller
Verbraucher ohne Motor bei der selben Spannung zu messen, denn man will ja nur die Motorstromaufnahme wissen.
Folglich ist P1 (aufgenommene Leistung):
und P2 (abgegebene Leistung):
Daraus ergibt sich für den Wirkungsgrad h (eta):
Problematisch wird es, wenn eine Elektronik die Motorenansteuerung übernimmt. Dann muß der Bezugswert des Wirkungsgrades angegeben
werden! Beispiel: Ein Modell zieht eine Last von 112g mit einer Geschwindigkeit von 0,3 m/s. Dies ist ein P2 von ca. 0,33W.
Die Betriebsspannung beträgt 12V. Die Netto-Stromaufnahme beträgt 195,9mA. Dies Klemmenspannung des Motors berechnet sich
nach 0,6*Schienenspannung - 2,8V. Demnach ist die Klemmenspannung = 4,4V. Bezüglich dieser Klemmenspannung haben wir ein
P1= 0,862W, folglich ein h = 38,3%. In Bezug auf die Schienenspannung ist jedoch die aufgenommene
Leistung P1 = 2,35W und somit der Wirkungsgrad h = 14%. Da der Motor ohne die Elektronik nicht
betrieben werden kann, ist es nicht sinnvoll, Wirkungsgrade auf die Klemmenspannung zu beziehen.
Zusätzlich spielt noch der Unterschied zwischen Effektiv- und Impulsstrom eine bedeutende Rolle: Bei Impulssteuerungen fließt
in erster Näherung während der Impulspausen kein Strom, folglich wird auch keine Leistung aufgenommen. Somit ist die
aufgenommene Leistung auf die Impulszeiten zu beziehen. In unserem Beispiel haben wir einen Tastgrad von 2/3. Folglich ist der Impulsstrom
1,5 * Effektivstrom. Also ist in Bezug auf die Schienenspannung die aufgenommene Leistung P1 = 3,52W und somit
der Wirkungsgrad h = 9,4%. Diese Details sind bei Wirkungsgradbestimmungen und -angaben zu berücksichtigen!
Weitere Informationen finden sich unter Wie funktioniert die Modellbahn
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