Dieses Kapitel enthält Aufstellungen von Modellproduktpaletten für das Mittelleiter-AC-System und Hinweise zur Wartung und Instandhaltung. Der Leistungsbedarf stehender und beweglicher, elektrischer Verbaucher sind im Abschnitt 5.4 zu finden.
Lokomotiv-Modellen im Programm von Märklin können anhand ihrer Katalognummer seit 1957 bestimmten Eigenschaften zugeordnet werden, wie folgende Übersicht zeigt:
Viele Hersteller mit H0-Angebot bieten inzwischen speziell für das Märklinsystem veränderte Modelle an. Diese erhalten meist eine dem Standardprodukt entsprechende, jedoch charakteristisch veränderte Katalognummer. Beispiel: Lokomotiven aus dem Roco-Standard-Programm H0 hat Katalognummer 63xxx, für das H0-AC-System ist die Katalognummer 69xxx.
Zur besseren Übersicht wird in dieser FAQ zwischen Wartungsarbeiten und Reparaturen unterschieden. Wartungsarbeiten betreffen einfach austauschbare Verschleißteile sowie vom Benutzer durchführbare Reinigungsoperationen.
Bei jeder noch so guten Konstruktion kann es vorkommen, daß einfache Dinge überprüft werden müssen. Deshalb sind vor der Inbetriebnahme grundsätzlich zu überprüfen: Achslager, Getriebe, Schraub-, Niet- und Klipsverbindungen und bei elektronischen Schaltungen die änderbaren Einstellungen. Bei der anschließenden Einfahrzeit, die für jedes Fahrzeug auch im Digitalbetrieb notwendig ist, kann man sich ein Bild vom Verhalten im Betrieb machen und ggf. sogar einige (einfache) Nachbesserungen anstellen; Hinweise aus Betriebs- bzw. Bedienungsanleitung sind natürlich zu beachten!
Häufigste Wartungsarbeit ist die Schmierung von Getrieben, Achslagern und Motoren. Auch sog. "wartungsfreie" Motoren
benötigen gelegentlich eine Überprüfung!
Im Betrieb werden Achslager und Getriebe verschmutzt, und es wird eine Schmierung mindestens alle 40 Betriebsstunden empfohlen.
Bei auffälligem Betriebsverhalten, wie Quietschen, stockendes Fahren, Knarren usw. ist eine Wartung schon vorher notwendig.
Beschriebene Eigenschaften lassen sich oft auf verharztes Öl zurückführen und lassen sich einfach beheben.
Verharztes Öl erkennt man meist an der rotbraunen Farbe sowie an seiner klebrig/schmierigen Konsistenz. Entfernen sollte man es nur
mit einem nicht fusselnden Stück Stoff, Papier, Wattestäbchen und einer Nadel bzw. einem kleinen Schraubendreher sowie etwas (!) Schmieröl. Auf keinen Fall Lösungsmittel wie Benzin, Terpentin, Chloroform, Aceton oder gar Benzol (!!!) verwenden!
Diese Lösemittel greifen die Kunststoffe an durch Anlösen, lösen die Farben und Weichmacher (z.B. in den Isolierungen
der Spulendrähte), belasten die Umwelt und stellen ggf. erhebliche Gesundheitsgefahren (z.B. Chloroform, Benzin und Benzol) dar!
Wenn oben genannte Reinigungsmittel nicht ausreichen, kann man auch das Öl, mit dem man schmieren will zuhilfe nehmen.
Zur Abschmierung von Getrieben und Achslager sollte ein hochwertiges, nichtharzendes Schmiermittel benutzt werden. Speise- und
Nähmaschinenöle sind denkbar ungeeignet! Bewährt haben sich: Teflonschmiere, Knochen- (oder Klauen-)öl, sog.
"Winterautoöl", Universalöle sowie Getriebeöl vom Typ ISO VG22 (entspricht etwa Knochenöl). Die Auswahl
des Schmiermittels richtet sich nach dem Verwendungszweck. Für Langsamfahrten empfehlen sich dickflüssige Öle sowie
Teflonschmiere; für schnelle Fahrten dünnflüssige Öle. Letztere sind strenggenommen nur für die Läuferwellen wegen deren hohen Drehzahl zu empfehlen.
Sollte das Quietschen auch durch mehrmaliges Schmieren nicht behoben werden, sind möglicherweise Lagerschäden vorhanden, die so nicht reparierbar sind.
Weitere Hinweise finden sich für Märklinmodelle unter www.sheyn.de/Modellbahn/Service/index.php
Zum reibungslosen Betrieb muß auch die Stromversorgung der Triebfahrzeuge und beleuchteten Wagen gewährleistet sein.
Abgenutzte Schleifer sind am leichtesten zu erkennen und auszutauschen. So sind einige der im Abschnitt 3.6.1 abgebildeten Schleifer ziemlich abgenutzt, während andere neu sind. Dem Leser sei empfohlen, sich die Bilder anzuschauen, um die Unterschiede zu erkennen. Welche Schleifer zum Modell gehören, ist normalerweise der Bedienungsanleitung zu entnehmen.
VORSICHT! Manche Modelle haben zwar die selbe Katalognummer, aber aufgrund ihres Produktionsjahres andere Schleifertypen!
Motoren mit auswechselbaren Bürsten müssen gelegentlich auf abgenutzte Bürsten und/oder Bürstenabrieb in den
Kollektorspalten des Stromwenders (Kommutators) untersucht werden. Hinweise auf abgenutzte Bürsten sind starke Funkenbildung,
kratzende Geräusche, außergewöhnlich hohe Stromaufnahme und extrem unterschiedliche Geschwindigkeiten zwischen
Vorwärts- und Rückwärtsfahrt. Sind die Bürsten auszutauschen, sollte gleichzeitig der Läufer (Anker) ausgebaut
und gereinigt werden. hierbei gelten die selben Bedingungen wie im Abschnitt 4.2.3 beschrieben: keine
Lösungsmittel! Es ist ferner auf saubere Kollektorspalten zu achten. Nach dem erneuten Einbau aller Motorteile und Abschmierung,
sollten die Bürstenandrückfedern neu justiert, ggf. ausgetauscht werden. Dabei sollte auf leisesten Lauf und geringste
Stromaufnahme "geeicht" werden. Gekapselte Motoren können nur komplett ausgetauscht werden; dies fällt jedoch
unter Reparatur.
Die meisten Lokomotivmodelle sowie einige Wagen haben Haft- oder Plastikreifen zur Erhöhung der Zugkraft. Diese leiern mit der Zeit
aus, zerbröseln oder verhärten. Bei Haftreifen ist ein Austausch problemlos möglich, da dieses Verschleißteil
werksintern genormt ist. Die Bedienungsanleitung sollte eine Anleitung zum Austausch enthalten. Problematischer ist ein Wechsel
von Plastikreifen, da diese meines Wissens nicht mehr verfügbar sind. Für Hinweise zu Bezugsquellen wäre ich dankbar und
bitte um eine Benachrichtigung via elektronischer Post.
Fallen während des Betriebs Beleuchtungen aus, so können diese im Fall von Glühbirnen leicht ausgewechselt werden.
Problematischer sind in diesem Zusammenhang LED-Beleuchtungen, da diese i.d.R. nicht einzeln nachgekauft werden können. Auch hier
gibt die Bedienungsanleitung Aufschluß über die notwendigen Schritte.
Werden Kupplungen beschädigt, so sind diese entweder (mit Vorsicht!) im Fall älterer Metallkupplungen mit der Kupplungslehre
Nr. 7001 neu justierbar, oder bei (Kunststoff-) NEM-Kupplungen einfach austauschbar. Weitere Informationen zu Kupplungen finden sich im
Abschnitt 5.1.
Flackerndes Licht bei Wagenbeleuchtungen kann jedoch auch ein Hinweis auf verschmutzte Räder sein. Diese neigen recht häufig
zu "Schmutzreifen". Mit einem weichen Tuch, Stück Papier oder einer Drahtbürste kann in den meisten Fällen
der Schmutz entfernt werden. Lediglich bei hartnäckigen Fällen kann man das Papier/Tuch mit wenig (!) Reinigungsöl
tränken, um den Schmutz zu entfernen. Lösungsmittel könnten zwar eingesetzt werden, sind aus Gründen des
Umweltschutzes zu vermeiden!
Die meisten einfachen Reparaturen beschränken sich auf den Austausch defekter Teile wie Treppen, Geländer, Fenstereinsätze, Inneneinrichtungen, Puffer usw. Vorraussetzung hierfür ist die Verfügbarkeit der benötigten Teile. Ein Bezug von Einzel- und Ersatzteilen läßt sich stark vereinfachen, wenn die dazugehörige Artikelnummer bekannt ist. Hierfür gibt es Explosionszeichnungen und Ersatzteilelisten. Bedauerlicherweise beschränken sich diese Hilfen gegenwärtig ausschließlich auf Lokomotiv-Modelle. Immerhin können einzelne Teile auch direkt beim Hersteller erfragt werden, der auch Auskunft über Preise und Lieferbarkeit geben kann.
Einzelteile historischer Modelle sind meistens nicht mehr verfügbar und müssen ggf. durch Nachbauten ersetzt werden. Dies
fällt jedoch unter den Begriff der Restauration.
Eiernde Räder, auf der Achse drehende Räder, verbogene Achsen, Zahnräder mit abgebrochenen Zähnen müssen
in den meisten Fällen beim Hersteller ausgetauscht werden.
Es kann durch Umwelteinfüsse und betriebsbedingt zu Beeinträchtigungen der Farbgebung an Modellen kommen. Leider können nur die Wenigsten dies fehlerfrei ausbessern. Fachgerechte Neulackierungen sind am besten direkt beim Hersteller zu erfragen.
Unter Restaurationen versteht man die originalgetreue Wiederherstellung zumeist historischer Modelle. Gerade auf diesem Gebiet können erhebliche Summen zustande kommen. Aus diesem Grund sollte man sich ausschließlich an den Hersteller oder autorisierte Restauratoren mit Restaurationswünschen wenden. Dies betrifft auch die Beschaffung von Einzelteilen dieser Modelle.
Die Bezeichnung "Superung" steht für ein Anbringen nicht serienmäßiger Details zur Verbesserung optischer Eindrücke. Wegen der Vielzahl von Modellen und Anbietern muß an dieser Stelle auf eine Auflistung verzichtet werden. Der Leser wird daher an Fachhändler verwiesen, die nähere Auskunft geben können.
Hinweis: Dieser Unterabschnitt ist lediglich eine Anregung!
Schadhafte Modelle werden wohl meistens sofort aus dem Betrieb genommen, wenn die Schäden diesen erheblich behindern. Dennoch ist
es leicht möglich diese in ein Betriebskonzept zu integrieren. Eine Anleitung hierzu bieten die Abläufe des großen
Vorbilds. So ist die Instandhaltung in verschiedene Stufen gegliedert; eine Gliederung die auch im Anlagenbetrieb nachempfunden werden
könnte:
Für L1/L2 wäre ein BW auf der Anlage ausreichend; L3/L4 werden in einem AW und L5 schließlich im "zentralen" AW (nämlich dem Hersteller) durchgeführt. Natürlich sollte ein Abstellgleis für reparaturbedürftige Modelle vorgesehen sein. Defekte Metallteile wie Kupplungen, Treppen, Haltegriffe, Feldmagnete, Anker, Radsätze usw. könnten als Ausschmückung eines Schrottplatzes dienen. (Man glaubt nicht, wie schnell sich ein solcher Schrottbansen durch normalen Betrieb füllt!) Je nach Improvisationsgabe des Benutzers können die Teile des Schrottbansens auch anderweitig (wieder)verwendet werden. Ein Beispiel hierfür sind Lackierungen; hier kann an den schadhaften Teilen geübt werden.
AC-taugliche Modelle gibt es von Roco, Fleischmann, Brawa und Piko und weiteren. Allgemein gültige Aussagen über deren
Qualität wären Unfug, da jedes einzelne Modell seine Stärken und Schwächen hat. Häufig wird kolportiert, daß die aus Märklin-Sicht "Fremdhersteller" weniger Zugkraft als die "echten" Märklin-Loks hätten, allerdings sollte man nicht bloß aufgrund Konstruktion und Gewicht (Stichwort Zinkdruckgußgehäuse) auf die resultierende Zugkraft schließen. Ein Diskussionsbeispiel zwischen einem DC-und einem Märklin-Fahrer zu diesem Thema aus dem Der-Moba-Talk: Thema war die Zugkraft von Modellen am Beispiel einer BR 44 (DC) mit 130g und einer BR 89 (AC) mit 75g, jeweils gemessen über die Seilrolle. Die BR 44 wurde im Modellbahn-Club auf der Anlage mit ca. 60 Fads zu je 100g erfolgreich belastet und die Märklin 89 zog auf einer anderen Anlage 19 Blech-Schnellzugwagen. Beides sind imposante Leistungen und entsprechen einander in der Belastung. Die Diskussion wurde an diesem Punkt abgebrochen, obwohl die BR 44 ihre Zugkraft trotz der immensen Anzahl von Wagen nicht vollständig ausspielen konnte, während die BR 89 an ihrer Leistungsgrenze mit durchdrehenden Rädern war.
Auch die Behauptung "Stirnradgetriebe ist besser als Schneckenantrieb" ist als pauschale Aussage nicht als
Beurteilung einzelner Produkte geeignet. Nicht zuletzt: spätestens seit der Zusammenarbeit Märklin-Trix findet sich auch in der
ein oder anderen Märklin-Lok ein Schneckengetriebe oder (seit 1953) Kunststoffgehäuse. Eine gewisse
Abneigung gegen Schneckengetriebe seitens der AC-Fahrer könnte auf schlechten Erfahrungen mit den ersten Produktionsserien der
BR 55 (34550/37550) basieren, bei denen das Metallzahnrad die Kunststoff-Schnecke regelrecht zerfräst habe. Hierzu gab es in
einschlägigen Foren z.T. hitzige Debatten.
Auch nicht mehr ganz grundsätzlicher Unterschied (eben auch seit Trix/Märklin) ist es, daß die Fremdhersteller DC-Motoren
statt der märklintypischen Allstrommotoren verbauen und daher früher spezielle elektronische Fahrtrichtungsumschalter, heute in
der Regel Digitaldecoder (für das Märklin-System oder sogar Multiprotokolldecoder), die im Analogbetrieb als
Fahrtrichtungsumschalter fungieren, einsetz(t)en.
Und, wie bei den Wagen, kann der befahrbare Mindestradius das k.o.-Kriterium sein - während Märklin den 36-cm-Radius als Maß der Dinge bzw. Kurven betrachtet, sind andere Hersteller da im wahrsten Sinne des Wortes "großzügiger" - ggf. den kleinsten befahrbaren Radius erfragen (sollte in den Katalogen der jeweiligen Hersteller angegeben sein) und mit der eigenen Anlage abstimmen.
Wer nun Fremdfahrzeuge auf Märklin-Anlagen einsetzt, sollte sich bewußt sein, das Märklin traditionell mehr Wert auf
Robustheit legt, während die Fremdhersteller in erster Linie hohen Detaillierungsgrad anstreben (und auch hier scheinen in letzter
Zeit die Grenzen zu verschwimmen).
Fazit: Es gibt keinen Grund, vom Einsatz der Produkte anderer Hersteller auf Märklin-Anlagen grundsätzlich abzuraten;
teilweise bleibt dem Modelleisenbahner ohnehin nur der Blick über den Zaun, wenn bestimmte Zeiträume bzw. Bahnverwaltungen auf
der Anlage nachgebildet werden sollen (so ist z.B. für Freunde von ÖBB und FS das Märklin-Angebot "sehr
übersichtlich").
Neben dem favorisierten AC-Betrieb ist mit den meisten AC-tauglichen Modellen auch ein DC-Betrieb auf dem Mittelleitersystem möglich.
Diese Betriebsart ist allerdings bei weitem nicht so weit verbreitet und in zunehmendem Maße werden neue Modelle von Märklin
Mittelleiter-DC inkompatibel. Einen Überblick zur Kompatibilität gibt Abschnitt 5.2.6.
Modelle mit DC-Motoren ("DDCMx", Glockenanker oder anderen fremderregten Motoren) können problemlos nach Ausbau des
Dekoders verwendet werden. Mittelleitertaugliche DC-Modelle können normalerweise ohne Umbau direkt verwendet werden; bei Anwesenheit
eines Dekoders muß er DC-analogfähig sein.
Im Zusammenspiel mit Mittelleiter-AC kann mit Mittelleiter-DC eine sinnvolle Kombination und Funktionserweiterung des Anlagenbetriebs
erreicht werden (z.B. Systemwechselbahnhöfe). Sofern auch Anlagenzubeör in den DC-Betrieb eingebunden werden soll,
sind eine Vielzahl weiterer Funktionen denkbar (z.B. Beleuchtungen auf LED-Basis, Schaltungserweiterungen mit Funktionskontakten).
Im DC-Betrieb ist bei AC-Modellen gegenüber AC-Betrieb in vielen Fällen ein erheblich geringeres Betriebsgeräusch und eine
Leistungssteigerung bis zu 30% und mehr erreichbar. Nachteilig dürfte allerdings die mögliche, einseitige Verschmutzung
von Schienen und Roll-Material sein.
Impulsbetrieb ist eine Unterart des DC-Betriebs, welches u.a. durch die ehemals von Märklin angebotenen Fahrgeräte 6600/6699 oder von der Firma Gahler & Ringstmeier als "MpC Classic" zur Anlagensteuerung benutzt wird. In gewissem Sinne fallen hierunter auch "Phasenanschnittssteuerungen" oder ungeglättete, gleichgerichtete Spannungen. Dieses System ist weiter verbreitet als vorgenanntes DC-System und hat mit Ausnahme der Geräuschentwicklung (die frequenzbedingt ist) die selben Eigenschaften wie DC. Weitere Informationen hierzu finden sich in der FAQ Wie funktioniert die Modelleisenbahn?.
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